- Schnebel
- Schnebel,Dieter, Komponist, * Lahr (Schwarzwald) 14. 3. 1930; studierte Theologie und Musikwissenschaft, war Pfarrer in Kaiserslautern und Frankfurt am Main und wurde 1976 Professor für experimentelle Musik und Musikwissenschaft an der Hochschule der Künste Berlin. Seine frühen Werke entstanden aus der Beschäftigung mit der Zwölftontechnik der Wiener Schule, während er sich unter dem Einfluss u. a. der Kompositionen K. Stockhausens einer seriellen Schreibweise, in der Folge auch postseriellen Techniken zuwandte. Seine späteren Arbeiten sind durch eine (u. a. auf Anregungen von J. Cage zurückgehende) experimentelle Haltung gekennzeichnet. Als Material für seine Kompositionen verwendet er dabei nicht nur klangliche Versatzstücke, sondern auch visuelle (englisch visible music »sichtbare Musik«, z. B. Verwendung von Projektoren zur filmischen Wiedergabe von musikalischen Prozessen) und szenische Elemente (im Sinne des instrumentalen Theaters). Im Extremfall kann die klangliche und/oder geräuschhafte Komponente ganz entfallen und die Darbietung auf den reinen Bewegungsablauf (als die abstrakte Idee von Musik) reduziert werden (»Körper-Sprache«, 1980). Auch die Artikulation von Lauten und Silben und deren Analyse wird in das akustisch-optische Geschehen eingebaut (»Maulwerke«, 1968-74). Der Ablauf eines Werkes ist häufig nur in Worten fixiert, die Ausführung dem Interpreten überlassen, wie auch die Besetzung nicht immer festgelegt ist. Zur Erzeugung neuartiger Klangeindrücke können darüber hinaus unterschiedlich besetzte und räumlich voneinander getrennte Klanggruppen (mit archaischen und exotischen, mit klassischen und modernen Instrumenten) einander gegenübergestellt werden.Weitere Werke: Compositio (1955/56, Ausarbeitung 1963/64; für Orchester); Für Stimmen (...missa est) (1956-70, für Vokal- und/oder Chorgruppen; instrumentaler Teil Choralvorspiele, 1966, 1968/69, für Orgel, Nebeninstrumente und Tonband); glossolalie (1959/60; für Sprecher und Instrumentalisten); visible music I (1960-62; für einen Dirigenten und einen Instrumentalisten, verschiedene Bearbeitungen); ki-no (1963-67; Nachtmusik für Projektoren und Hörer); Diapason (1977; Kanon für 13 ungleichartige Instrumente); Dreiklang (1977; für verschiedene Ensembles); Wagner-Idyll (1980; für Kammerensemble); Thanatos-Eros für Orchester und Singstimme (3. Fassung, 1985); Beethoven-Symphonie (1986; für Kammerensemble); Missa, Dahlemer Messe (1988); Zeichen-Sprache (1989); Raum-Klang X (1989; für Zentralorchester und 4 Instrumentalgruppen); »Chili«, Musik und Bilder zu Kleist (1991); Majakowskijs Tod-Totentanz (1995; Oper); Ekstasis (1997; für Sopransolo, Schlagzeug, Chor und Orchester).S. 60, hg. v. W. Grünzweig u. a. (1990).
Universal-Lexikon. 2012.